Zwei Damen in der Bülowstraße. Sie stehen sehr fest mit beiden Beinen auf der Erde. Es gibt so viel zu besprechen, das Leben ist kurz und man hat schon viel gesehen.
Dem Briefträger in der Potsdamer Straße steht das Gelb gut. Zwar ist er ein bisschen misstrauisch, aber gutmütig. Er tut sein Bestes und sieht gut dabei aus.
Zwei junge Frauen an der Potsdamer Ecke Pohlstraße. Sie stehen an der Ampel. Sie reden miteinander. Es scheint um Ernstes und Wichtiges zu gehen. Um Arbeit, Zukunft, Milch? Oder darum wie sie auf die andere Seite kommen?
Eine Frau, ein Kind im Kinderwagen, ein Junge an der Hand daneben an der Kurfürstenstraße Ecke Potsdamer. Sie scheinen es auch eilig zu haben. Was haben sie gesehen, wo kommen sie her? Sie wirken wie eine verschworene Gemeinschaft, ein bisschen verloren vielleicht.
In der Mittagszeit vor dem Café in der Potsdamer Straße zwei Männer in weißen Hosen und weißen T-Shirts. Handwerker, die in der Nähe arbeiten und Mittagspause machen. Sie haben Kaffee getrunken, Selbstgedrehte geraucht, etwas gegessen und mit der Bedienung geflirtet.
„Story - Collection“ vereint temporäre Interaktionsprojekte von Christiane Lünskens und Viola Bendzko, die beide mit ihren Ansätzen Geschichten und Geschichtsträchtiges sammeln, Besucher und Anwohner einbeziehen und in neuen ästhetisch–künstlerischen Kontexten die Ergebnisse aufzeigen.
Christiane Lünskens, die auf ihr laufendes Projekt 305to226 aufbaut, war „7 Tage im August“ in der Potsdamer Straße in Berlin Schöneberg unterwegs, um Eindrücke und Bilder von Passanten, die im Kiez leben und arbeiten, zu sammeln. Diese Beobachtungen hat sie mit der Kamera festgehalten und daraus auf Zeitungspacketen Collagen angefertigt. Sie hat den Ort, an dem sie die Personen fotografiert hat, vermerkt und Vermutungen über die abgebildeten Personen angestellt. Gerne können Richtigstellungen oder Ergänzungen als Kommentare gepostet werden.
Viola Bendzko hinterfragt in ihrem seit Frühjahr 2008 initiierten und auf 2 Jahre an unterschiedlichen Berliner Standorten geplanten interaktiven „Art to go“ Installationsprojekt Wertigkeiten und weist Vergänglichkeit auf. Sie zeigt selbst erlebte und bereits beigestellte, gesammelte Geschichten die sich aus Dingen einer temporären Gesamtinterieuranlage erzählen, die wiederum ausgetauscht werden können. „Überflüssige“ Dinge, von denen sich der Einzelne wegen der ihnen eigenen Story schwer trennt, sind hier integriert. Jedes „Ding“ erhält eine erhöhte Wertigkeit, in dem es mit einer Porträtaufnahme und „persönlichen“ Story zusätzlich einzeln vorgestellt wird. Besucher und Ortsansässige sind aufgefordert weitere „geschichtsträchtige“ Dinge nebst Story beizustellen. Im Gegenzug können sie ein bisher in die Installation eingebundenes „Ding“ und seine Geschichte für sich aussuchen. Die damit einhergehende Veränderung der Gesamtanlage wird dokumentarisch festgehalten.
Ziel des gemeinsames Projektes „Story – Collection“ besteht darin, das Publikum zu kommunikativen Prozessen anzuregen und mit „gesammelten“ Storys, Dokumenten und Gegenständen ein Stück Historie eines Ortes festzuhalten, um diesen künstlerisch neu zu definieren.
Das Projekt "Story Collection" war zu sehen auf der 6. Magistrale 2008 „Kunst im Brennpunkt“ Potsdamer Straße am 13.9.2008 in Berlin Schöneberg.